Skip to main content
Unvergesslicher Herbst in den Northwest Territories

Die Barrenlands der Northwest Territories verwandeln sich im Herbst in ein atemberaubendes Kaleidoskop aus Farben und Leben. Diese scheinbar karge Tundra-Landschaft nordöstlich des Great Slave Lake verändert sich, sobald sich die Natur auf den Winter vorbereitet. Der Name „Barrenlands“ täuscht – hier verbirgt sich mehr Leben, als Besucher zunächst vermuten.

Von Ende August bis Anfang September leuchten die baumlosen Ebenen in kräftigem Gelb, Orange, Grün und Rot. Klare Arktisluft und die weite Landschaft schaffen eine Kulisse, die Fotografen, Wander- und Paddelenthusiasten und Naturliebhaber gleichermaßen begeistert. Dort, wo die Kälte des Nordens auf die letzten Sonnenstrahlen des Spätsommers trifft, entstehen stille, aber eindrucksvolle Momente.

 

Ein Paradies für Fotografen: Wenn die Tundra sprichwörtlich in Flammen steht

Die herbstlichen Barrenlands bieten ideale Bedingungen für Hobby- und Profi-Fotografen. Besonders bei Sonnenuntergang leuchten die Farben der Landschaft besonders intensiv. Die unberührte Wildnis zieht all jene an, die sich für die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt interessieren.

Die Sträucher der Arktischen Weide färben sich im Herbst tiefrot. Diese besondere Pflanze produziert ihr eigenes Schutzmittel gegen Insekten, ihre Blätter sind essbar, und ihre Wurzeln wurden traditionell gegen Halsschmerzen verwendet. Kürzere, kühlere Tage fördern die Bildung von Anthocyan – ein Stoff, der für den Nährstofftransport sorgt, vor Kälte schützt und den Blättern ihre intensive Färbung verleiht.

Auch die Zwergbirke sticht durch ihre herbstliche Verfärbung ins Auge: Ihre kleinen, muschelförmigen Blätter wechseln von Gelb zu rötlich-orange.

Weitere Pflanzen wie Heidelbeeren, Krähenbeeren und Flechten prägen das Landschaftsbild im Herbst. Sie dienen vielen Tieren und Vögeln als Nahrung – und auch für uns Menschen sind sie seit jeher wichtige Wildfrüchte.

Grizzlybär in der herbstlichen Tundra
Tierfotografie in den Barrenlands - Credit: Gerold Sigl/NWTT

 

Ein Paddler-Traum: Auf legendären Wasserwegen

Wasserwege wie der Thelon, Coppermine, Burnside, Dubawnt, Lockhart oder Back River lassen sich am besten mit einem lokalen Guide per Kanu oder Kajak erkunden. Dabei bieten sich gute Chancen, Grizzlybären, Moschusochsen und Arktische Wölfe zu sehen – und vielleicht auch noch einen letzten großen Fisch zu angeln, bevor der Winter beginnt.

In stillen Buchten sind die Felsen oft schon mit Eis überzogen oder man kann feine Eissplitter in der Sonne glitzern sehen. Auch „Aufeis“, also Überlaufeis vom letzten Winter, ist manchmal noch zu finden – eine Erinnerung daran, wie nah sich Sommer und Winter hier begegnen.

Wer sich für Geologie interessiert, findet nördlich von Yellowknife den Acasta-Gneis – mit rund vier Milliarden Jahren eines der ältesten bekannten Gesteine der Erde. Der umliegende Acasta-Gneis-Komplex enthält zusätzlich Fragmente der frühesten Erdkruste.

Trotz der oft rauen Bedingungen war die Region seit jeher besiedelt. Indigene Gemeinschaften lebten und jagten hier über viele Generationen hinweg. 1769 durchquerte auch der Entdecker Samuel Hearne auf der Suche nach der Nordwest Passage das Gebiet. Bis heute stehen die Barrenlands auch auf der Suche nach Diamanten weit oben auf der Liste – die Barrenlands sind geologisch wie geschichtlich ein spannender Ort.

Der rauschende Thelon River bahnt sich seinen Weg durch die kargen Barrenlands
Thelon River in den Barrenlands - Credit: Dan Wong/Jackpine Paddle

 

Eine Oase für Wildtierbeobachter: Leben im Überfluss

Im Herbst lassen sich viele Tiere besonders gut beobachten. Die Liste ist lang: Moschusochsen, Arktische Hasen, Polarfüchse, Schneeeulen, Schneehühner, Rotfüchse, Otter, Wiesel – dazu Bären, Wölfe und gleich neun Karibu-Herden. Auch viele Zugvögel wie Schwäne, Seetaucher, Falken und Adler ziehen in dieser Zeit durch die Barrenlands. Die Schneehühner mit ihrem dunklen Sommergefieder huschen durch das niedrige Buschwerk. An warmen Tagen lassen sich Raufußbussarde beim Sonnen auf Felsen beobachten oder Schwäne auf tiefblauen Seen.

Lokale Anbieter kennen die besten Beobachtungsstellen und geben ihr Wissen gern weiter – für alle, die die beeindruckende Natur live und in Farbe erleben wollen.

Zottelige Moschusochsen stehen in einer Herde auf einem kleinen grünen Hügel
Moschusochsen - Credit: Dan Nieuwland/Canoe North Adventures

 

Ein Paradies für Sterngucker: Wenn der Himmel tanzt

Ob beim Wandern, Paddeln oder Fotografieren – viele reisen wegen der Landschaft in die Barrenlands. Aber nachts zeigt sich ein weiteres Highlight: ein dunkler, klarer Sternenhimmel. Die Nordlichter über den Barrenlands sind selbst nach den Maßstäben der Northwest Territories besonders hell und lebendig. Die Aurora Borealis tanzt oft über den Himmel und sorgt für eindrucksvolle Nächte.

Jemand sitzt mit Kopflampe auf dem Boden und über ihm tanzen Nordlichter in grünen Bändern
Nordlichter - Credit: Danny Swainson

 

Die Reise ins Herz der Wildnis

Die Barrenlands sind kein klassisches Reiseziel – sondern ein Ort, der zeigt, wie lebendig selbst die stillsten Landschaften sein können. Besonders im Herbst wird sichtbar, wie stark sich diese Landschaft verändert.

Mit der Unterstützung lokaler Guides lässt sich diese abgelegene Wildnis sicher erkunden – und noch intensiver erleben. Weite Ebenen, weiches Licht und die Rufe der Tiere prägen die Eindrücke. Karibu-Herden ziehen gemächlich über das Land, Polarwölfe streifen durch die Tundra, die Grizzlybären bereiten sich auf ihren Winterschlaf vor. Der Himmel leuchtet bei Sonnenuntergang in kräftigem Rot und Orange, bevor die Nacht Platz macht für Abermillionen funkelnder Sterne und spektakuläre Nordlichter. Ein Ort, der Raum schafft – für Stille, für Staunen, für Erinnerungen, die bleiben.