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Es gibt kein schöneres Erlebnis, als die großartige Natur Nord-Kanadas auf den eigenen Füßen zu erobern. Pur, intensiv und hautnah. Als Urlauber mit Spaß am Wandern findet man in den Northwest Territories sein eigenes kleines Paradies. Eine große Zahl verheißungsvoller Trails –  von asphaltierten, stadtnahen Wegen bis hin zu abenteuerlichen Pfaden durch die Wildnis des Hinterlandes – locken naturbegeisterte Spaziergänger und erfahrene Wanderer auf der Suche nach dem großen Abenteuer gleichermaßen. Auf geht’s, den Rucksack gepackt, die Boots geschnürt…!

Der legendäre Nahanni National Park wird meist ausschließlich mit Kanutouren in Verbindung gebracht. Wenn man die eindrucksvolle Landschaft der Region jedoch vollständig erfassen möchte, muss man sich unbedingt nach oben orientieren. Eine der beliebtesten Wanderrouten ist hier der Aufstieg zum Sunblook Peak, der sich auf 1.450 m in die Höhe erhebt und einen phänomenalen Blick auf die einzigartigen Virginia Falls frei gibt. Für den 16 km langen Rundweg sollte man wenigstens einen halben Tag einplanen. Er startet am Virginia Falls Campground auf der gegenüberliegenden Flussseite und führt zunächst in nordöstlicher Richtung durch einen alten Fichtenwald, bis es schließlich auf einem offenen Kamm zum Gipfel geht.

Weit weniger anstrengend – aber dafür fast noch schöner – ist der nur 2 Kilometer lange Trail zu den Virginia Falls, der mit gut begehbaren Holzstegen befestigt ist. Der Weg beginnt oberhalb des Wasserfalls, so dass man zunächst einen atemberaubenden Blick auf die Sluice Box Rapids erhaschen kann, wo sich der Nahanni River zu einem rasenden Wildbach verwandelt. Dann folgt der Mason’s Rock, ein großer Steinwächter, der den Fluss in zwei Teile spaltet. Last but not least erreicht man die eigentliche, altarförmige Kopfzone der Virginia Falls, von wo aus man einen spritzigen Blick in die Tiefe wagen kann. Riesige Mengen an Wasser rauschen hier im freien Fall rund 96 m bergab (das entspricht der Höhe eines 30-stöckigen Gebäudes und ist fast doppelt so hoch wie die Niagarafälle!), bevor sie unten angekommen mit furchterregender Kraft zu detonieren scheinen. Ein ohrenbetäubendes Spektakel. Der Trail endet schließlich am Kieselstrand unterhalb des Wasserfalls – ein perfekter Ort zum Picknicken!

Wer im Nahanni National Park auf dem Ram Plateau  unterwegs ist, kann schnell das Gefühl bekommen, winzig klein zu sein. Das muss nichts schlimmes bedeuten – es erinnert lediglich daran, dass die Natur in den Northwest Territories bei weitem größer ist, als man selbst. Das Plateau gleicht einer enormen Tischplatte aus Dolomit, die von den Mackenzie Mountains umgeben und von steil abfallenden Canyons durchzogen ist.  Auf diesem faszinierenden Tafelberg gibt es jede Menge Leben: Dallschafe, Bären, Bergkaribu, Greifvögel und eine Unmenge alpiner Wildblumen. Hier oben könnte man wochenlang unterwegs sein und sich dabei wie am Gipfel der Welt fühlen. 

Es gibt Wanderungen, und es gibt den Canol Trail. Diese 355 km lange Strecke folgt der Route einer stillgelegten Militärstraße, die einst die Mackenzie Mountains durchquerte, und ist möglicherweise Nordamerikas härtester Backpacking Trail. Ihn zu bewältigen ist eine echte Übung in Selbstgenügsamkeit und Ausdauer. Die meisten Wanderer benötigen rund drei Wochen, um das Ziel des Trails in Norman Wells zu erreichen. Sie müssen während der gesamten Zeit ihre vollständige Verpflegung und Ausrüstung sowie ein aufblasbares Floß mit sich führen. Letzteres wird benötigt, um entlang der Strecke diverse Flüsse zu überqueren.

Etwas westlich von Fort Smith liegt im Wood Buffalo National Park eine schimmernde, perlmuttfarbene Wüste, die sich weit bis zum Horizont erstreckt – die einzigartigen Salt Plains. Quer durch die Ebene sprudeln hier aus Quellen unterirdische Salzrückstände eines vorzeitlichen Meeres an die Oberfläche und formen an manchen Stellen Hügel von bis zu zwei Metern Höhe. Im Frühjahr verteilt sich das Salz über die gesamte Fläche und bildet dabei faszinierende weiße Muster auf dem Boden. Ein kurzer Fußmarsch vom Salt Plains Aussichtspunkt führt serpentinenförmig die steile Böschung in die Ebene hinab. Markierte Wanderwege gibt es hier nicht, dafür einen wunderbaren Eindruck von Solequellen, Salzhügeln und der salztoleranten Vegetation sowie natürlich eine Vielzahl an Tierspuren. Schuhe aus und barfuß über die Salt Plains – eine Wohltat für die Füße!

Der leicht zu bewältigende Twin Falls Gorge Trail beginnt im Städtchen Enterprise und führt rund 8 km in südlicher Richtung durch üppigen borealen Nadelwald. Er folgt dabei dem Lauf des beeindruckenden Hay River Canyon und führt zu großartigen Aussichtspunkten über die klaffende Kalkstein-Kluft und die wunderbaren Schätze des Twin Falls Gorge Territorial Park: die Zwillings-Wasserfälle Louise Falls (hier kann man über eine schwindelerregende spiralförmige Treppe bis zum Rande des Wasserfalls gelangen) und Alexandra Falls, an denen der Pfad endet.

Bei der Fahrt von Fort Providence nach Fort Simpson ist ein Stopp an der klaffenden Sambaa Deh Schlucht ein Muss. Hier, ganz in der Nähe der Gemeinde Jean Marie River, schneidet sich der Trout River seinen Weg durch einen dichten Fichtenwald. Die meisten Besucher fotografieren den kleinen Wasserfall an der Straße, wo sich der Fluss durch einen schmalen Spalt aus Kalkstein zwängt und über eine steil abfallende Kante schießt. Wenn man jedoch dem dichten Netz an Wanderwegen folgt, das sich entlang des Canyons zieht, gibt es weitaus mehr zu sehen! Etwa 1,5 Kilometer stromaufwärts liegen  z.B. die idyllischen Coral Falls, die ihren Namen den zahlreichen fossilen Korallen verdanken, die in der Region gefunden wurden. Stromabwärts wiederum führt der Weg hinunter zum Wasser, wo sich beste Möglichkeiten zum Angeln Arktischer Äsche und Amerikanischen Zanders bieten.

Doch auch in der Stadt wird gewandert! Yellowknifes beliebtester Trail ist der 7 km lange Rundweg um den Frame Lake im Herzen der Stadt. Hier gibt es von allem etwas: Die östliche Seite des Trails ist ein gemütlicher, asphaltierter Weg, der zu einigen architektonischen Schätzen der Provinzhauptstadt führt, so z.B. dem Gebäude der territorialen Legislativversammlung, der Stadthalle sowie dem beliebten Prince of Wales Museum. Der westliche Teil des Trails jedoch bietet einen Vorgeschmack auf das Hinterland der Northwest Territories. Hier gilt es, felsige Gesteinsnasen hinabzuklettern, mit Schwarzfichten besetzte Sumpflandschaften zu überqueren sowie Ausschau zu halten nach den hier beheimateten Wildtieren.

Eine schöne kleine Wanderung durch die typische nördliche Landschaft des kanadischen Schildes ist rund 45 km östlich von Yellowknife zu finden. Der Cameron Falls Trail windet sich durch immergrüne Wälder, über Holzstege und wellenförmige Felsnasen, bis man, rund 20 Minuten später, den Aussichtspunkt gegenüber des Wasserfalls erreicht. Hier stürzt sich der Cameron River auf 17 m entlang eines schiefen Steingesichts in die Tiefe. Ab nun geht es flussaufwärts weiter, bis man über eine Brücke auf die andere Flusseite gelangt, wo exzellente Picknick- und Angelmöglichkeiten sowie (an heißen Tagen) Badespaß am Fuße des Wasserfalls warten.